Das Projekt

Der Koffer der Pandora

IMG_1740b1 Foto Sophie Schüler

– I. Entstehungsgeschichte

Für die Entwicklung der Stückvorlage wurden als Arbeitsgrundlage das von Schülern des 9. und 10. Jahrgangs gewählte Genre Horror und mit diesem zusammenhängende Themenkomplexe verwendet wie z.B. „Rache des Ausgeschlossenen“, „Verdrängung von Schuld“. Als weiteres Arbeitsmaterial dienten Motive aus Horrorfilmen u.a. aus ‚The Ring‘ .

Die Schüler erwiesen sich als kreative Autoren und haben- wie wir finden – sehr spannende und zum Teil blutige Geschichten passend zum Genre Horror erfunden und aufgeschrieben – Geschichten, in denen hauptsächlich Alpträume und Schreckensvisionen erzählt, aber auch Problematiken aus der Lebenswelt der Schüler wie z.B. Mobbing beschrieben werden.

Wir, die am Projekt beteiligten artes- Kunstpädagogen haben zusammen mit den Schülern  die Geschichten zu einer in sich stimmigen Rahmenhandlung zusammengefügt. Als Ausgangssituation haben wir  konstruiert, dass  sechs Personen unterschiedlichen Alters sich zufällig in einem Abteil begegnen und auf einen Zug nach Paris warten. Es brauchte einen zwingenden Grund, warum die sechs Personen Ihre Geschichten erzählen.  So haben wir die Wartesituation dadurch eskalieren lassen, daß die Tür sich nicht öffnen läßt, die Klimaanlage ausfällt. Zusätzlich führten wir einen  Koffer ein, der herrenlos im Abteil steht und sich am Ende als der Koffer der Pandora herausstellt. Statt der Büchse der  Pandora der Koffer. Die Handlung haben wir so gebaut, daß der Koffer der Auslöser der fünf Geschichten war.

Die Figur der Pandora, uns  aus der griechischen Mythologie bekannt,  hat die dramaturgisch wichtige Funktion, die in ihre Mordsphantasien  verstrickten Stückfiguren  zu manipulieren und  zum „Bösartigen“ zu verführen.

Es war uns in der Darstellung der Pandora wichtig, daß sie nicht Ursache für das Böse sondern nur Auslöser ist, was nichts Anderes heißt, als dass das Bösartige oder auch Abgründige in den fünf Personen selbst verankert ist.

Der Koffer der Pandora  II. Warum ist die Auseinandersetzung mit dem Genre Horror für uns wichtig?

Die im Genre Horror angesprochenen Konflikte und Problematiken können die meisten von uns – wenn auch in abgeschwächter Form – nachvollziehen und verstehen, weil sie in der menschlichen Psyche verwurzelt sind und zu unserem Erfahrungsschatz gehören z.B. die Angst vor einer Bedrohung, Rachegefühl für ein erlittenes Unrecht etc..

Ein fundamental wichtiger Aspekt des Genre Horror, der viel mit uns – und das seit Jahrhunderten – zu tun hat, ist, dass die sogenannte heile  Welt bzw. jegliche Form normierter Gesellschafts – und Gemeinschaftsformationen kein Anderssein duldet. Die Normalität ist Konsens. Wer nicht normal ist, also so von der Norm  abweicht, dass er sie in Frage stellt, wird ausgeschlossen. Der Ausschluß kann z.B. durch Stigmatisierung stattfinden, etwa dadurch , dass man jemand als böse bezeichnet. Der oder diejenige, die sich als gut, anständig und dgl. bezeichnet, spaltet bei sich seine negativen, destruktiven Anteile ab und projiziert sie auf jemanden, der für ihn Stellvertreter ist für die selbst nicht ausgelebten, unterdrücken „bösen“ Triebe etwa Mordgedanken und dgl. Dieser jemand ist bezogen auf das Genre Horror das ‚Monster‘.

Das ‚Monster‘ ist Symbol für das, was von der Gesellschaft ausgeschlossen wurde. Für seinen Ausschluß rächt es sich an der Gesellschaft wie z.B. das Mädchen im Film „The Ring“, die von ihren Eltern, besonders von der Mutter in die Isolation getrieben, am Ende erschlagen und in einem Brunnen entsorgt wurde.

Alexander Bußmann, stellvertretend für das artes- Team

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